Der Liga-Gipfel rückt immer näher. Am kommenden Samstag findet das Fürstenfeldbrucker Handball-Märchen wohl endgültig seinen Höhepunkt, wenn mit dem TV Hüttenberg der designierte Meister seine Visitenkarte in der Wittelsbacher Halle abgibt. Und die Jungs von Trainer Martin Wild haben es tatsächlich bis dahin geschafft: Es ist das Duell Zweiter gegen Erster. Und es ist wohl auch eines der ungewöhnlichsten Duelle Zweiter gegen Ersten. Denn viel unterschiedlicher können die Bedingungen kaum sein. Anpfiff des Duells David gegen Golliath ist um 19.30 Uhr.

„Es tut mir weh, dass nicht alle meine Spieler dieses Ausnahmespiel vor ausverkaufter Halle auf dem Feld mitnehmen können. Sie hätten es sich verdient“, sagt Trainer Martin Wild in Anspielung auf die verletzungsbedingten Ausfälle von Sebastian Meinzer (Rücken), Frederick Hartz (Knie), Max Lentner (Muskelfaserriss) und Fabi Allmendinger (Gerhirnerschütterung). Fast 15 (!) Tore im Schnitt pro Spiel hat das Rückraumtrio bislang erzielt. Ihr Ausfall wiegt schwer. Und weil das noch nicht genug ist, droht nun auch noch der formstarke Spielmacher Tizian Maier auszufallen. An ein Training war diese Woche nach seiner erlittenen Hüftprellung im Auerbach-Spiel jedenfalls nicht zu denken. „Wir werden trotzdem den Spielberichtsbogen voll bekommen und dem TV Hüttenberg einen großen Kampf liefern. Wir gehen zwar dezimiert, aber trotzdem mit einer riesen Vorfreude in dieses Spiel. Es gibt nichts zu verlieren.“
Für solche Spiele wurde der Begriff „David gegen Goliath“ wohl erfunden. Studententruppe, die von Erfolg zu Erfolg schwebt und mit ihrer Eingeschworenheit an eine Jugendmannschaft erinnert, gegen den ehemaligen Erstligisten mit professionellen Vereins-Strukturen, der möglichst schnell wieder dorthin zurück will. Der hauptberufliche isländische Trainer Aðalsteinn Eyjólfsson  (38), kann mit seinem Landsmann Rangnar Johannson (28), dem früheren tschechischen Nationalspieler Tomàs Sklenàk (33) und dem bosnischen Nationalspieler Damir Doborac (34) auf drei Spieler zurückgreifen, die ebenfalls „Handball-Profi“ in ihrem Lebenslauf stehen haben. Auch der restliche Kader ist gut besetzt und hat fast komplett vergangenes Jahr noch in der 2.Bundesliga gespielt. Einen Traum, den auch in Fürstenfeldbruck Trainer und Mannschaft weiter leben, auch wenn ihnen bekanntermaßen aktuell die finanziellen Voraussetzungen nicht geschaffen werden konnten.
In den 70er und 80er Jahren spielte der TV Hüttenberg nicht nur 15 Jahre in der 1. Bundesliga, sondern brachte auch bekannte Spieler hervor wie Horst Spengler, Kapitän der Weltmeistermannschaft von 1978, Harald Ohly oder Klaus Meineke. Bekannte ehemalige Trainer waren Rudolf Spengler, Jan Gorr, aktueller Trainer des HSC 2000 Coburg und ehemaliger Co-Trainer des deutschen Nationalteams oder auch Keiko Karrer. In den 1990er Jahren wurde der TV durch den Lokalrivalen HSG Wetzlar überflügelt und musste zeitweise sogar den Gang in die Regionalliga antreten. 2004 stieg man wieder in die 2. Bundesliga auf und schaffte 2011 sogar die Rückkehr in die stärkste Liga der Welt. Dieses Gastspiel währte allerdings nur ein Jahr und am Ende der Saison 2014/15 musste man den nächsten Abstieg in die 3. Liga hinnehmen. Nun steht eine erneute Rückkehr in die zweithöchste Spielklasse unmittelbar bevor.
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