Der erste Teil der Vorbereitung auf die kommende 3.Liga-Saison 2014/15 ist abgeschlossen. Die Spieler haben nun noch einmal 10 Tage frei bekommen, bevor es ab 9.August in die heiße Phase Richtung Saisonstart am 6.September gegen die HSG Konstanz geht. handballaktuell hat sich heute Vormittag mit Trainer Martin Wild zu einem Gespräch getroffen. Was der Trainer über den bisherigen Verlauf, die Neuzugänge, den zweiten Teil der Vorbereitung, die anstehende 3.Liga-Saison und mittelfristige Ziele zu sagen hat, lesen sie hier…
handballaktuell: Bereits seit 14.Juni läuft nun die Vorbereitung auf die kommende Spielzeit. Wie sieht nach 6 Wochen dein Zwischenfazit aus:
Martin Wild: Die Mannschaft hat unglaublich couragiert und motiviert das Training angenommen und sehr intensiv gearbeitet, ohne dass der Spaß dabei zu kurz kam. Man darf nicht außer Acht lassen, dass sie das riesige Pensum mit durchschnittlich 6-7 Einheiten pro Woche zusätzlich zu ihrer Arbeit oder Studium absolvieren und dafür wirklich nur eine kleine Aufwandsentschädigung bekommen. Es ist extrem viel Herzblut und Idealismus dabei. Für viele der Jungs war die Belastung durch die Klausurenzeit im Juli umso größer.
handballaktuell: Du bist also zufrieden mit dem bisherigen Verlauf?
Martin Wild: Absolut. Etwas die gute Stimmung getrübt hat lediglich die Tatsache, dass mit Maxi Dück, Nick Huber und Korbi Lex drei ganz wichtige Spieler aufgrund von Verletzungen und Examen nicht voll mitziehen konnten. Auch Marcus Hoffmann hat leider große Teile der Vorbereitung verpasst.
handballaktuell: Werden die eben genannten Spieler rechtzeitig fit bis zum Saisonstart?
Martin Wild: Korbi Lex ist schon wieder ins Training eingestiegen. Momentan holt er bei der Zweiten Mannschaft seinen Trainingsrückstand auf. Auch mit den restlichen drei rechne ich zum Start der zweiten Vorbereitungsphase am 9.August wieder.
handballaktuell: Auch ohne die Leistungsträger hat die Mannschaft in der ersten Phase mit dem Turniersieg in eigener Halle und nicht zuletzt dem 2. Platz beim Vorbereitungsturnier in Rimpar und dem klasse Spiel gegen den HC Erlangen für Aufsehen gesorgt.
Martin Wild: Wie gesagt, die Jungs haben toll mitgezogen. Und das sind ja nur die Highlights, die an die Öffentlichkeit geraten. Die wahre Arbeit wird hinter verschlossenen Türen, im Kraftraum oder auf dem Trimm-Dich-Pfad verrichtet. Die 3.Liga wirkt wie ein Perpetuum Mobile, dass die Jungs immer fort von alleine antreibt. Und wir werden einen Teufel tun, die Testergebnisse überzubewerten. Trotzdem war vor allem das Turnier in Rimpar ein tolles Erlebnis für die Jungs, was ihnen sicher über die freien Tage im Kopf bleiben und Ansporn für die Zukunft sein wird.
handballaktuell: Wird es auch in der zweiten Phase ähnlich hochkarätige Spiele geben?
Martin Wild: Ja, ich habe extremen Wert darauf gelegt, möglichst hochklassige Gegner zu bekommen, um uns an das hohe Niveau der 3.Liga zu gewöhnen. So werden wir noch bei Zweitligist TV Bittenfeld antreten oder ein Turnier in Bönnigheim u.a. mit den Ligakonkurrenten Konstanz, Horkheim, Großsachsen oder Leutershausen bestreiten. Auch im Trainingslager Ende August in Südtirol warten wieder starke Gegner. Und nicht zu vergessen, die beiden öffentlichen Heimspiele am 15.August gegen unsere Freunde vom SC Meran und vor allem das Spiel in der ersten DHB-Pokal Hauptrunde gegen den Erstligisten aus Friesenheim am Mittwoch, den 20.August.
handballaktuell: Vor Trainingsstart hast Du gesagt, dass die Integration der Neuzugänge eine hohe Priorität hat. Ist diese aus Deiner Sicht gelungen?
Martin Wild: Das war ein Prozess, der von Anfang an am Laufen war, und den ich nicht groß anstoßen musste. Charakterlich passen alle vier einwandfrei zu uns. Sebi Meinzer und Josy Stumpf haben so gut wie keine Trainingseinheit verpasst, so dass sie mittlerweile auch schon gut mit unserem Spielsystem und unserer Spielphilosophie vertraut sind. Vor Dubravko Grgic ziehe ich den Hut. Wie er es schafft, sich an die neue Kultur, Sprache, Arbeit, Mannschaft und Umfeld zu gewöhnen und dabei immer gut gelaunt und motiviert ist, ist erstaunlich. Tobi Prestele ist ohnehin ein Phänomen. Als ob er keinen Tag Weg gewesen wäre, ist er vom ersten Tag an der unumstrittene Leader im Team. Er ist quasi Motivator, Mitspieler, Co-Trainer und Erzieher in einer Person. Wer weiß, wie zeitlich eingespannt er durch Arbeit und Familie ist, würdigt das umso mehr. Er ordnet momentan noch mehr als andere alles dem Handball unter um eine Scharte – wie er sagt – aus seinem Leben auszuwetzen. Er möchte seine Karriere nicht als Absteiger aus der 3.Liga beendet haben.
handballaktuell: Du sprichst es gerade an. Tobi Prestele ist einer der wenigen, die zumindest schon einmal ein Jahr in der 3.Liga gespielt haben. Für die meisten ist es völliges Neuland. Was gibst Du ihnen mit auf dem Weg und worauf müssen sie achten?
Martin Wild: Grundsätzlich ist es so, dass in der 3.Liga schneller gespielt, ein Fehler zu meist bestraft und die Härte zunehmen wird. Die Rückraum-Dominanz wird ein entscheidender Faktor sein. Mannschaften werfen nun in höherer Frequenz aus neun, zehn Metern aufs Tor, was für uns bedeutet, noch weitere Wege gehen zu müssen. Diese Dinge müssen die Jungs annehmen und das werden sie auch. Was mich absolut positiv stimmt, sind die funkelnden Augen meiner Spieler, wenn ich oder Mitspieler von der 3.Liga berichten. Diese funkelnden Augen müssen wir Woche für Woche mit in die 3.Liga Hallen bringen und uns für die Mannschaft zerreißen. Nur dann können wir unser Ziel erreichen.
handballaktuell: welches Ziel?
Martin Wild: Den Klassenerhalt. Da gibt es gar keine Diskussion. Den Grundstein dafür müssen wir mit Siegen in unseren Heimspielen legen. Es kribbelt zugegebenermaßen jetzt schon, wenn ich an unser erstes Heimspiel am 6. September gegen die HSG Konstanz denke
handballaktuell: Man spürt regelrecht die Vorfreude im Umfeld. Auch der bisherige Dauerkartenverkauf deutet auf ein immenses Interesse hin. Das Auftaktprogramm hat es allerdings in sich oder?
Martin Wild: Ja das ist richtig. Meine Trainerkollegen haben schon gesagt, dass sie uns nicht gerade drum beneiden. Das erste, für den 30.August angesetzte Spiel in Kronau/Östringen II wurde ja auf den 1.November verlegt. Mit Konstanz und Horkheim geht es dann gleich gegen zwei Urgesteine und Topfavoriten der 3.Liga. Spätestens dann weiß allerdings der Letzte, was für eine schwere Aufgabe auf uns wartet. Das gestiegene Interesse kommt aber auch bei uns an klar. Es wirkt tatsächlich so, als ob uns dieses Mal nicht nur in Fürstenfeldbruck, sondern tatsächlich im ganzen Großraum München die Daumen gedrückt werden. Es wird ja auch langsam Mal Zeit, dass sich eine Mannschaft aus München und Umgebung in der 3.Liga etabliert!
handballaktuell: Ihr geht mit dem geringsten Etat und der wohl unerfahrensten Mannschaft in die Saison. Wie realistisch ist der Klassenerhalt und wer sind die direkten Konkurrenten in deinen Augen?
Martin Wild: Darüber mach ich mir momentan gar nicht so viele Gedanken. Der Fokus liegt auf der eigenen optimalen Vorbereitung. Sicherlich werden aber alle drei bayerischen Mannschaften (Friedberg, Fürstenfeldbruck, Rödelsee d.Red) zu kämpfen haben. Wenn ich ehrlich bin, muss ich allerdings sagen, dass ich sehr optimistisch bin, die Klasse zu halten, wenn ich die Jungs Trainieren sehe. Es ist schon wirklich eine tolle, junge Mannschaft, mit nach wie vor viel Entwicklungspotential nach oben. Ich bin sehr froh, diese Mannschaft auch im fünften Jahr weiter trainieren und formen zu dürfen. Wichtig wird es für uns aber auch sein, mit Niederlagen umgehen zu können. Dieser Punkt betrifft nicht nur die Mannschaft sondern auch unser Umfeld. Meiner Meinung nach, wäre der Klassenerhalt in dieser 3.Liga nach dem Aufstieg in die 2.Bundesliga 1990/91, die damals ja noch 3-gleisig war, vielleicht sogar schon der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Also eine Selbstverständlichkeit wird es ganz sicher nicht.
handballaktuell: Siehst du in Eurem Umfeld noch genau so viel Entwicklungspotential wie in der Mannschaft?
Martin Wild: Erstmal muss ich allen Beteiligten ein großes Kompliment aussprechen. Es war wirklich gutes Teamwork die letzten Wochen und Monate. Gemeinsam haben wir es vor allem mit unserem Manager Erich Raff und den Abteilungsleitern Philipp Ruhwandl und Basti Wöller, sowie Ben Gogger und dem Förderverein bzw Freundeskreis geschafft, den Etat für die kommende Saison zu stemmen. Dabei konnten wir zum Glück die Firma Docuware aus Germering als neuen Trikotsponsor gewinnen, worüber wir sehr glücklich sind. Mein besonderer Dank gilt natürlich meinem langjährigen Freund Christoph Sutor von der Fruitique, dass er den Platz auf dem Trikot frei gemacht hat, ohne sein Engagement zu reduzieren. Ich glaube allerdings auch, dass wir momentan in einer nahezu optimalen Position sind, um weitere Partner zu gewinnen. Eine sehr junge, ehrgeizige Mannschaft, eine tolle Liga und eine hoffentlich gute Perspektive auf die nächsten Jahre. Also ich würde als Unternehmen sofort einsteigen (lacht). Zweifelsohne müssen wir auf kurz oder lang den Etat noch deutlich erhöhen, wollen wir uns mittelfristig in der 3.Liga etablieren. Die Spieler brauchen eine angemessene Aufwandsentschädigung, sonst machen sie es irgendwann nicht mehr mit. Trainerstab, medizinische Versorgung. Vieles kann noch erweitert werden. In Rimpar wurde uns deutlich vor Augen geführt wie wichtig auch diese Vielzahl an ehrenamtlichen Helfern sind. Wir haben in nahezu allen Belangen noch Luft nach oben. Aber das ist ja das Schöne.
handballaktuell: Das macht Alles große Lust auf die kommende Saison. Wir wünschen Dir noch ein paar angenehme Tage ohne Handball.
Martin Wild: Vielen Dank! bis bald