Abwehrchef und Co-Trainer Marco Müller (32) beendet mit Ablauf der Saison seine aktive Karriere und wird Cheftrainer bei seinem Heimatverein und Lokalrivalen in Unterhaching. Eine Entscheidung, die man intern zwar sehr bedauert, die allerdings auch auf absolutes Verständnis stößt. handballaktuell hat nachgefragt…

 

ha: Du spielst jetzt seit 3 Jahren beim TuS – ist die Entscheidung schon länger in Dir gereift nach der Saison aufzuhören?

MM: Ja, leider notgedrungen. Die Entfernung (bzw. das Pendeln) zwischen Wohnort (Unterhaching), Arbeitsort und Wittelsbacher-Halle hat mich dazu gezwungen mir Gedanken in diese Richtung zu machen. Außerdem war ich nie schwer verletzt in meiner aktiven Karriere und meinen Leistenbruch (Vorbereitung 2012) und meinen Bandscheibenvorfall (Vorbereitung/Hinrunde 2013) habe ich als Signal meines Körpers gedeutet, im Sinne von: „Marco, obacht! Du bist doch 10 Jahre älter als der Durchschnitt!“

 

ha: Unter Umständen beendest du deine Karriere sogar mit der Meisterschaft und dem Aufstieg in die 3.Liga – das wäre der optimale Zeitpunkt für ein Karriereende oder?

MM: Ja und nein. Einerseits hatte ich vor drei Jahren, als ich aufhören wollte und eher zufällig nach Bruck kam nie gedacht, noch einmal Bayernliga-Meister zu werden (wäre übrigens meine erste Meisterschaft) – insofern könnte man von einem idealen Zeitpunkt sprechen. Für mich wäre der Zeitpunkt noch idealer, wenn ich noch ein Jahr 3. Liga anfügen könnte – habe ich auch noch nie als Spieler erleben dürfen. Aber die Umstände erlauben es leider nicht – eventuell hätte ich mir in meinen Studium etwas mehr Zeit lassen sollen…..

 

ha: Die 3.Liga würde Dich also schon reizen?

MM: Wie eben schon erwähnt, wäre es enorm reizvoll, egal ob als Spieler oder als Co-Trainer. Volle Hallen, höhere Professionalität im Umfeld und bei den Spielern – dies macht die 3. Liga enorm reizvoll.

 

ha: Fällt Dir der Abschied aus Fürstenfeldbruck schwer?

MM: Klar. Immerhin habe ich mich vom zufälligen Neuzugang zum Co-Trainer entwickelt bzw. entwickeln dürfen. Aber auch die Mannschaft hat sich in den letzten drei Jahren enorm gewandelt. Altgediente Spieler haben andere Prioritäten im Leben setzen müssen und aufgehört, dafür mußten jungen talentierte Spieler eingebaut werden. Dies zu schaffen und trotzdem ein Bayernliga-Spitzenniveau zu halten ist schon eine tolle Leistung von Verein und Trainer. Man hat in drei Jahren einen Umbau geschafft und sich gut für die Zukunft aufgestellt. Diesen Umbau durfte ich miterleben und die Mannschaft ein Stück weit mit formen – das bindet einen natürlich auch emotional.

 

ha: Was ist das Besondere in Fürstenfeldbruck?

MM: Der TuS ist der führende Handball-Verein in München. Konzeptionelles Arbeiten im Jugend- und Herren-Bereich mit klarer Priorität auf der Ersten Herrenmannschaft sind zwei wichtige Vorraussetzungen für Erfolg im Semi-Professionellen Handball Bereich. Heimspielorganisation und Betreuung im Umfeld der Mannschaft sind in Bruck ebenfalls führend in München. Die angesprochene Altersstruktur der Ersten Herren erlaubt es auch mittel- und langfristig zu denken. Dies sind Vorraussetzungen, auf Grund derer man in Bruck positiv in die Zukunft blicken kann. Ich werde meine Zeit in Bruck in sehr guter Erinnerung behalten.

 

ha: In Unterhaching hört Trainer Christian Sorger nach der Saison auf. Wie kam der Kontakt zu die zu Stande?

MM: Ich kenne „Soagi“ seit meiner Jugend-Handballzeit. Außerdem haben wir 2004-2006 in Unterhaching zusammengespielt. Seitdem ist der Kontakt nie abgerissen. Mitte Dezember hat mich dann Unterhaching angesprochen, ob ich mir eine Nachfolge von Christian vorstellen könnte. Ich habe einige Gespräche geführt, mir das ganze durch den Kopf gehen lassen und da in mir sowieso der Gedanke gereift war meine aktive Karriere zu beenden, ist dies ein guter Zeitpunkt, diesen Schritt zu wagen.

 

ha:  Hast Du schon neben deiner aktiven Karriere Erfahrungen als Trainer sammeln können?

MM: Ja, allerding eher im Jugendbereich. Ich habe während meiner gesamten aktiven Zeit immer versucht Jugendmannschaften zu trainieren. Manchmal hat die Zeit mehr Engagement erlaubt, manchmal weniger. Auch in Bruck habe ich mit Christian Wallnitz letzte Saison kurzzeitig die C-Jugend trainiert und wir haben die Bayernliga-Quali geschafft. Der Kontakt zu den Jungs besteht immer noch.Und dann hat mich Martin letze Saison gefragt, ob ich dieses Jahr seinen Co-Spieler-Trainer machen will. Idealer kannn ein Übergang vom Spieler zum Trainer nicht sein. Hat mich sehr gefreut dieses Vertrauen vom „Chef“ entgegengebracht zu bekommen. Auch gefällt mir, dass ich bei der Mannschaft Gehör finde – es ist nicht einfach, wenn dein Mitspieler auf einmal dein Trainer ist.

 

ha: Dein Vater Hubert Müler ist ein erfahrener und erfolgreicher Trainer (zur Zeit in Kirchheim/Anzing). Hat er für dich Vorbildfunktion bzw. ist es schon immer dein Wunsch gewesen in seine Fußstapfen zu treten?

MM: Ich habe 10-12 Jahre unter ihm trainiert und viel mitbekommen, was andere Spieler nicht mitbekommen haben. Viele Dinge die im Hintergrund stimmen müssen, dass der „sichtbare“ Erfolg eintritt. Dieses Organisatorische hat mich fasziniert. Zudem war ich – bevor ich die letzen zwei Jahre eher Abwehr gespielt habe – immer Rückraum-Mitte-Spieler, was bedeutet, dass ich mir notgedrungen mehr Gedanken über Taktik und Fähigkeiten meiner Mitspieler machen mußte. Dass dies in einer Trainer-Tätigkeit mündet, war mir eigentlich schon lang klar – dass mir Unterhaching allerdings so schnell die Möglichkeit gibt, eine Bayernliga-Spitzenmannschaft zu trainieren, kam für mich auch überraschend, aber ich freue mich auf meine Aufgabe.

Natürlich ist mein Vater ein Vorbild, allerding habe ich unter mehreren guten Trainern spielen dürfen. Egal ob Wiggerl Hofmann in Trudering oder jetzt Martin Wild in Bruck, ich habe auf jeden Fall feststellen können, wie unterschiedlich – und doch erfolgreich – die verschiedenen Trainertypen sind. Ich hoffe, es gelingt mir die positiven Eigenschaften jedes einzelnen aufzunehmen und daraus meinen eigenen Stil zu entwickeln.

 

ha: Der TuS hätte dich als Co-Trainer gerne gehalten. War die Chance für Dich als Chefcoach zu arbeiten reizvoller ?

MM: Beide Tätigkeiten haben Ihren Reiz und ich könnte nicht sagen, was reizvoller ist. Cheftrainer in Unterhaching, was bedeutet vieles selbst organisieren und gestalten zu können oder Co-Trainer nach einem möglichen Aufstieg in dei 3. Liga – die Reize hatte ich oben schon erwähnt. Allerdings ist Ersteres „vor meiner Haustüre“ in Unterhaching und damit besser mit meinen jetzigen Lebensumständen vereinbar – dies war enorm ausschlaggebend für meine Entscheidung. Auch gefällt mir das Auftreten der Hachinger dieses Jahr sehr gut, dies macht Lust in Haching mitzuarbeiten.

 

ha: Aktuell bist du gesperrt. Ist das Spiel gegen den Tabellenletzten Winkelhaid am Samstag trotzdem nur Formsache?

Leider ist ein Spieler aus Haunstetten 10 Sekunden vor Schluss mit seinem Wurfarm in meinem Gesicht hängen geblieben und der Schiri hat dies als „rot-würdiges“ Foul gewertet. Aber meine Rolle als Spieler war dieses Jahr sowieso eher gering, nachdem ich fast die ganze Vorrunde ausgefallen bin und Korbi Lex meine Aufgaben als Abwehrchef sehr gut übernommen hat.

Letze Saison sind wir als Zweiter nach Coburg gefahren und haben dort gegen Coburg II verloren, die Vorletzter waren. Wenn man auch nur einmal einen Gegner unterschätzt oder nicht respektiert, kann dies zwei Punkte kosten, welche am Ende der Saison ausschlaggebend für die Meisterschaft sein könnten. Aber die Jungs wissen das und werden immer konstanter in Ihrem Spiel, das ist die Entwicklung die gerade enorm wichtig ist für die vergleisweise sehr junge Mannschaft.

 

ha: Ihr habt 5 Punkte Vorsprung. Ist der Gewinn der  Meisterschaft mittlerweile tatsächlich realistisch?

MM: Natürlich kann man die Tabelle so deuten, aber man muss auch berücksichtigen, dass wir u.a. noch in Erlangen und in Waldbüttelbrunn spielen müssen. Das sind zwei schwere Spiele und unsere Verfolger sind uns trotz unseres Vorsprungs auf den Fersen. “ S‘ Spiel is erst aus, wenn da Schiri pfeift – vorher hat man nix gewonnen!“

 

 

Stationen von Marco Müller:

  • Jugend: TSV Unterhaching
  • 1998-2007 TSV Unterhaching (Bayernliga)
  • 2007-2008 TSV Trudering (Bayernliga)
  • 2008-2011 TSV Landsberg (Landesliga)
  • 2011-2014 TuS FFB (Bayernliga)

 

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